Eine liebe Bekannte hatte mit ihrem früher so sehr geliebten Bruder ein schweres Zerwürfnis wegen einer Erb-schaftsangelegenheit. Ich war darüber sehr betrübt, weil ich einmal in einem Vortrag gehört hatte, wie schlimm es sei, wenn man stirbt und auf Erden mit jemandem verfeindet ist. So begann ich, in dieser Angelegenheit zu beten und legte der Mutter Gottes dieses Anliegen der Versöhnung ganz besonders beim Novenengebet zur Wunderbaren Medaille ans Herz. Jahre vergingen, ohne daß sich der Frieden zwischen den Geschwistern einstellen wollte. Ich betete weiter, hatte ich doch zu meiner Bekannten immer noch guten Kontakt.
Eines Tages wurde der Bruder sehr krank. Nun bat ich die Gottesmutter, daß sie doch den Mann nicht sterben lassen solle, bevor er sich mit seiner Schwester wieder versöhnt hat. Es verging wieder einige Zeit, doch nichts geschah. Als ich meine Bekannte eines Tages besuchte, fragte ich sie ganz beiläufig, wie es ihrem Bruder gehe und bekam zur Antwort: „Sehr schlecht, morgen will ich ihn besuchen. Ich habe mich dazu entschlossen.“ Ganz spontan antwortete ich: „Nicht morgen – heute noch!“ Erstaunt antwortete sie mir: „Ja meinen Sie?“
Sie besuchte den Bruder noch an demselben Tag und stellte fest, daß er nur noch mit Mühe sprechen konnte.
Bei ihrem Eintritt in das Krankenzimmer streckte er ihr beide Hände entgegen, so, als hätte er sie längst erwartet. Beide hatten Tränen in den Augen und umarmten sich.
Einer sagte: „Es hätte so schön sein können.“
Der Bruder wurde zusehens schwächer, der Todesschweiß stand ihm bereits auf der Stirn. Kurz darauf starb er in den Armen seiner Schwester. So geschah die Versöhnung – nach 20jähriger Feindschaft – buchstäblich in letzter Minute.
Für mich war es eine Bestätigung, daß man nicht vergebens betet und bittet. Dank sei der lieben Mutter Gottes!
Quelle: Erlebnisse mit der wunderbaren Medaille heute, Heft 16, S. 14f